Band-Arrangement: Wie Ihr systematisch Euren Song zum Klingen bringt!

„Die Fill-Ins des Bassisten und die Gitarren-Impro im Hintergrund konnten wir am Ende nur noch muten, weil sie sich mit den Drum-Fills überschnitten haben …“

Damit Euch sowas nicht passiert, geben wir dem Arrangement-Thema für Euch noch einmal systematisch „den Rest“ ;)

Shit in, Shit out!

… würde eher den Drummer muten statt seinen Slap-Bass: Über-Bassist Victor Wooten | Quelle: http://www.thefullframe.com/2011/03/victor-wooten-the-berks-jazz-fest/

… würde eher den Drummer muten statt seinen Slap-Bass: Über-Bassist Victor Wooten | Quelle

Nur ein gutes Arrangement klingt später im Mix auch richtig gut – oder, etwas deftiger auf den Punkt gebracht: Shit in, Shit out! Das Arrangement ist so etwas wie das Gewand, das der Song in der Öffentlichkeit trägt. Es bestimmt den ersten Eindruck, den Leute von eurem Song bekommen. Es kann darüber entscheiden, ob ein guter Song mittelmäßig klingt, oder genial!

Dabei braucht man keine Orchesterbesetzung und keine Noten, um einen Song zu arrangieren. Schon z. B. ein Singer-Songwriter mit einer Gitarre hat schon allein durch seine Spieltechnik X Möglichkeiten, seinen Song zu gestalten – also: ihn zu arrangieren:

  • Zupfen oder Schlagen
  • Mit Bottleneck spielen
  • Flageoletts zu benutzen
  • Ein Kapodaster zu benutzen
  • Die Stimmung ändern
  • Die Gitarre zu wechseln
  • Sound-Effekte / Loops zu verwenden

In Eurer Band gibt es verschiedene Instrumente, und damit noch viel mehr (Kombinations-) Möglichkeiten!

Probleme

„Jedes Instrument sitzt druckvoll und präsent im Mix, ohne ein anderes zu überdecken.“

So etwas erhält man als Ergebnis, wenn man bei Google eine Bildersuche zum Thema „Arrangement“ startet. Auch nicht schlecht … | http://mcmillaninn.com/specials-and-packages/offers/fresh-floral-arrangement/

So etwas erhält man als Ergebnis, wenn man bei Google eine Bildersuche zum Thema „Arrangement“ startet. Auch nicht schlecht … | Quelle

Das ist fast immer Haupt-Ziel eines guten Mixes und somit auch eines guten Arrangements. Warum gibt es damit eigentlich so oft Probleme? Oft werden im musikalischen Schaffensdrang die zwei Maskierungs (Verdeckungs-) Effekte vergessen:

  1. Zeitbezogene Maskierung: Nach einem lauten Impuls ist das Gehör ca. 5 ms lang nicht aufnahmefähig. Leisere Impulse, die in diese Zeit fallen, werden überlagert. Erstaunlicherweise tritt dieses Phänomen auch bei leiseren Impulsen auf, die kurz vor dem lauteren Impuls liegen!Beispiel: Wenn also fast gleichzeitig zu einem Snareschlag ein Akkord auf der Klampfe angeschlagen wird, wird man den Gitarrenschlag vermutlich nicht hören, nur das Ausklingen des Akkords. Wenn euch der Anschlag wichtig ist, kann man ihn vielleicht z.B. um eine 1/8tel nach vorne oder hinten verschieben.
  2. Lautstärkebezogene Maskierung: Wenn zwei unterschiedlich laute Impulse beim Gehör gleichzeitig eintreffen, überdeckt das lautere Signal das leisere. Dies gilt umso mehr, je ähnlicher sich die Frequenzbereiche der beiden Signale sind.

Beispiel: Wenn also zwei Akustik-Gitarren und ein Piano im Arrangement in der gleichen Lage etwas unterschiedliches spielen, werden sie sich zwangsläufig überlagern und der Mischer seine liebe Not haben, aus dem „Brei“ etwas heraus zu holen … warum nicht eine Gitarre den Akkord in der Grundstellung, die zweite mit Kapo spielen lassen? Das Klavier kann dann wahlweise in eine noch höhere und/oder tiefere Lage gehen.

Lösungen

So kann es beim Hörer ankommen, wenn im Arrangement und Mix ganze Arbeit geleistet wurde: jedes Instrument hat seinen wichtigsten Frequenzbereich für sich. Maskierungen eher unwahrscheinlich! | Quelle: Izhaki, Roey: Mixing audio. Concepts, Practices and Tools. Elsevier, Oxford. 2012, S. 60

So kann es beim Hörer ankommen, wenn im Arrangement und Mix ganze Arbeit geleistet wurde: jedes Instrument hat seinen wichtigsten Frequenzbereich für sich. Maskierungen eher unwahrscheinlich! | Quelle: Izhaki, Roey: Mixing audio. Concepts, Practices and Tools. Elsevier, Oxford. 2012, S. 60

Was heißt das nun, wie kann ich meine Instrumente sinnvoll verteilen?

  1. In den Frequenzbereichen: Teilt Euch in der Band die Frequenzbereiche gut auf! Versucht also, nicht alle durch dicken Bass und superpräsente Höhen zu glänzen. Wer von Euch braucht die Bässe, wer braucht die Präsenz, wer braucht den Druck in den Mitten? (Siehe auch Freios Tipps dazu.)
  2. Im Panorama: Die eine Gitarre links, die andere rechts, das Piano in der Mitte – so kann es sehr druckvoll rüberkommen, das gleiche Riff zu spielen! Macht Euch beim Arrangement schon klar, wo Eure Instrumente später im Mix liegen können.
  3. In der Tiefe und der Räumlichkeit: Instrumente können z. B. mittels Absenken der Lautstärke, leichtem Absenken der Höhen und Hinzufügen von Raum-oder Hallanteilen in den Hintergrund „geschoben“ werden. Welche Instrumente sollen dort hin? Welche Instrumente sind umgekehrt sehr wichtig und gehören nach vorne?
  4. In der Zeit: Instrumente, die nacheinander erklingen, können sich kaum maskieren.
  • „Im Kleinen“ kann man das im Groove nutzen, wenn es zum Song passt: Teilt die Zählzeiten des Taktes unter den Instrumenten auf. Zum Beispiel könnten Bass und Gitarren eine 1/8tel Pause einlegen, genau, wenn die Snare knallt. Dann knallt sie im Mix richtig! Seht Euch dazu mal die Zusammenarbeit von Bass, Gitarren und Drums bei AC/DCs „Back in Black“ an!
  • „Im Großen“, d. h. im Song-Ablauf: Es müssen gar nicht alle Eurer Instru¬mente in jedem Teil des Songs spielen! Vermeidet Maskierung, indem Ihr beispielsweise in Strophe 1 dem Bass die Hauptrolle lasst. Im Refrain kommen die Gitarren dazu, und in Strophe 2 setzen die Gitarren fast ganz aus und geben dem Keyboarder Platz für seinen Piano-Sound…

Puh! Das war jetzt schon ziemlich viel Theorie … immerhin: haben wir das auch wieder geschafft :-) Die Grundlage ist da. In den nächsten Artikeln zum Arrangement geht es schwerpunktmäßig um die abwechslungsreiche Gestaltung des Songablaufs, so dass Euch der Zuhörer permanent an den Lippen bzw. Gitarrensaiten hängt. ;-)

Euer Gastautor Christian Villwock

Quellen

  • Rooksby, Rikky: Arranging songs. How to put the parts together. Backbeat Books, New York 2007
  • Mistele, Andreas: Getting pro. Methoden, Tricks und Hintergründe für professionelle Audioproduktionen. 2. Auflage. Epubli GmbH, Berlin 2012

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